TALK SHOW
Frontmann Harrison Swann erzählte dem Riot Mag mal, dass er die meisten seiner Texte in öffentlichen Verkehrsmitteln schreibe, beim Beobachten der Menschen. Bei einem Post-Punk-Sänger könnte man auch anderes vermuten, aber sein Blick ist kein zynischer, seine Motivation keine misanthropische. Wie der Ray Davies des Post-Punk hält er fest, beobachtet und dokumentiert, wolle der Art und Weise, wie wir leben, einen Spiegel vorhalten, es dem Publikum aber selbst überlassen, seine Schlüsse zu ziehen.
Talk Show sind eine junge Band, haben noch nicht mal ihr erstes Album veröffentlicht (aber einige viel beachtete EPs). Sie gehören zu dem jüngsten Post-Punk-Revival aus Großbritannien, zu Bands wie Yard Act oder Dry Cleaning, lassen auch an die Band Shame denken, was nicht zuletzt an Swanns breitem Manchester-Dialekt liegt. Dabei sind sie weniger lakonisch, weniger resigniert als viele ihrer Genre-Kollegen. Swann wirkt wie ein sympathischer Jedermann, ein höflicher Arbeiterjunge. Manchmal bricht es jedoch aus ihm heraus, und er schüchtert einen ein, knurrt, dass er "fitter als ein Metzgerhund" sei.
Während ihre Debütsingle "Fast and Loud" schon genug Aufmerksamkeit erregt hat, weist die EP "These People" auf eine vielfältigere Palette von Einflüssen hin: Darkwave und 80er-Jahre-Goth-Pop, Bands wie die Sisters of Mercy und The Birthday Party. Wenn das so weitergeht, kann Swann bald nicht mehr in öffentlichen Verkehrsmitteln schreiben. Man würde ihn erkennen. „Das ist doch der von Talk Show!“